Unser Gespräch mit Wolfgang Bosbach
Das ungekürzte Interview finden Sie hier.
Blue Ribbon: Wir sind online. Herr [Boosbach] oder Herr [Bossbach] gesprochen?
Wolfgang Bosbach: Geschrieben mit nur einem „S“, ausgesprochen aber mit Doppel-S. Also wie Moskau. Bosbach ist hier so eine Art Gattungsbezeichnung, das ist im Bergischen ein sehr häufiger Name.
Blue Ribbon: Ach wirklich? Das war mir nicht klar.
Wolfgang Bosbach: Meine Frau ist auch eine geborene Bosbach.
Blue Ribbon: Haben Sie den Namen Ihrer Frau angenommen?
Wolfgang Bosbach: Nein, es war umgekehrt. Aber auch lustig, denn obwohl wir beide den gleichen Nachnamen hatten, mussten wir uns entscheiden, wer wessen Namen annehmen möchte. Dann hat sich meine Frau, eine geborene Bosbach, entschieden zukünftig den Namen Bosbach zu tragen. Besonders groß war die Umstellung ja nicht.
Blue Ribbon: Unser Interview trägt ja den Titel ‚Auf ein Getränk mit Wolfgang Bosbach‘. Was ist Ihre bevorzugte Getränkewahl?
Wolfgang Bosbach: Das ist immer abhängig von der Tageszeit: Morgens am liebsten Kaffee, mittags zum Essen ein Wasser - nie Alkohol, abends zum Essen zunächst Campari Orange, dann einen Wein oder an der Theke ein kühles Kölsch. Und bei Interviews am Nachmittag gerne Latte Macchiato.
Wolfgang Bosbach im Interview
Trotz Sonne ist es frisch: Szeneriewechsel ins Lokal.
Blue Ribbon: Ich habe nicht das Gefühl, dass Sie sich tatsächlich im Ruhestand befinden, obwohl Sie es sich ja erlauben könnten. Aber Sie machen nach wie vor sehr viel.
Wolfgang Bosbach: Es gibt nichts, was ich lieber machen würde.
Blue Ribbon: Was sind die Dinge, die Sie noch besonders gerne machen? Viele Termine, Hobbys, oder auch Verpflichtungen?
Wolfgang Bosbach: 90% von dem, was ich mache ist Kür. Es gibt nur ganz wenige Termine, die ich mache, bei denen ich sage: ‚Eigentlich möchte ich es nicht.‘ Früher war das ganz anders. Das meiste war Pflicht, Kür Termine gab es nur sehr selten.
Blue Ribbon: Sie kommen aus Bergisch Gladbach und sind hier geboren und geblieben. War das Ihre Wahl?
Wolfgang Bosbach: (Lacht) Den Geburtsort kannst du dir nicht aussuchen.
Blue Ribbon: Aber ob man bleibt, schon.
Wolfgang Bosbach: Ich wüsste nicht, wo ich lieber wohnen würde. Ich bin hier geboren und aufgewachsen. Das ist hier meine Heimat. Ich kann mir nicht vorstellen, an einem anderen Ort sesshaft zu werden. Vielleicht mal für ein paar Wochen. Aber dann würde sofort Heimweh einsetzten, weil ich das Glück habe, in einer wunderschönen Landschaft zu wohnen. Und wir sind in 20 Minuten in der Millionenstadt Köln. Was willst du mehr? Es ist für mich immer auch ein schönes Kompliment, wenn die Kinder auch immer wieder nach Hause zurück kommen. Viele Leute ziehen ja auch hierher, die in Köln oder Leverkusen arbeiten. Die Arbeitsplätze sind dort aber wohnen möchte man dann hier.
Blue Ribbon: Haben Sie einen Geheimtipp hier in Bergisch Gladbach?
Wolfgang Bosbach: Zum Füße hochlegen und entspannen gibt es nichts besseres als das Mediterana an der Saaler Mühle in Bensberg. Das dürfte Deutschlands schönste Wellnessoase sein. Man fährt hin egal an welchem Tag und egal um welche Uhrzeit und denkt ‚Um Gotteswillen, es gibt wahrscheinlich nicht mal mehr Stehplätze.‘ weil die Parkplätze so voll sind. Aber die Wellnessoase ist so groß, das verläuft sich und da kann man den ganzen Tag ausspannen und entdeckt immer noch was Neues.
Blue Ribbon: Wir wissen nun, was aus Ihnen geworden ist. Aber entspricht das noch Ihren Kinderträumen?
Wolfgang Bosbach: Ich habe tatsächlich als Kind geglaubt, ich könnte Profisportler werden und mit Fußball mein Geld verdienen. Aber die Trainer haben mir das sehr schnell ausgeredet. Weder ich könne davon leben, noch eine Familie. Also habe ich etwas Bodenständiges gesucht [...]
Blue Ribbon: Sie sind mit Gesundheitsthemen auf Grund Ihrer eigenen Geschichte in Berührung gekommen. Zum einen mit Herzproblemen aber auch Ihre Prostatakrebserkrankung. Sie gehen sehr offen damit um. War das von Anfang an so, dass Sie das Gefühl hatten: ‚Ich möchte darüber reden'?
Wolfgang Bosbach: Ich habe seit 1994 eine chronische Herzmuskelschwäche. Daher trage ich auch einen Herzschrittmacher und Defibrillator. Ich dachte lange Jahre: ‚Das ist dein Päckchen, dass du zu tragen hast.‘ Dann kam 2010 die Krebsdiagnose hinzu. Das war ein Zufallsfund. Ich hatte bis dahin südlich des Äquators nie ein Problem und ich hatte gehofft, dass sich mit einer Operation und anschließender Strahlentherapie das Thema auch erledigen würde. Deswegen habe ich da überhaupt kein Aufhebens um die Erkrankung gemacht, weil ich ja die Hoffnung hatte, nach wenigen Monaten sei das Thema abgehakt. Aber dann hat sich eben herausgestellt, dass weder die Operation noch die Strahlentherapie das Gewünschte erreicht hatte. Mittlerweile hatte es auch die Runde gemacht, dass ich doch wohl ernsthaft erkrankt bin. Ich war ja 30 Mal bei der Strahlentherapie und saß dort mit anderen Patienten im Wartezimmer. Und bevor Gerüchte die Runde machen, habe ich das dann von mir aus erklärt, damit erst gar keine falschen Bilder entstehen. [...]
Blue Ribbon: Sie sagten es war ein Zufallsbefund. Sie sind also nicht bei der Früherkennungsuntersuchung gewesen?
Wolfgang Bosbach: Danke, sehr freundlich der Hinweis.
Da muss ich sagen, ich weiß nicht, wie oft meine Frau mich ermuntert hat, zur Früherkennungsunter-suchung zu gehen. Dann legen wir Männer uns ja gerne zwei Ausreden zurecht. 1. ‚Warum soll ich gehen, ich hab doch nix.‘ Und 2. ‚Du hast völlig recht, aber im Moment hab ich keine Zeit.‘ Bei mir war es der routinemäßige Austausch des Herzschrittmachers. Da ist auch eine Blutuntersuchung vorgenommen worden. Da wurde ein erhöhter PSA Wert festgestellt. Ich kann mich noch genau daran erinnern, als der Arzt gesagt hat: ‚Mach dir deswegen keine Sorgen.‘ Immer wenn mir ein Arzt das gesagt hat, habe ich mir automatisch Sorgen gemacht. Und in diesem Falle leider zu recht.