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Auf ein Getränk mit den Roth Zwillingen

Das ungekürzte Interview finden Sie hier.

Die ehemaligen Handball-Nationalspieler und Zwillingsbrüder Uli und Michael Roth erkranken nahezu gleichzeitig an Prostatakrebs. Heute geht es ihnen gut und sie gelten als genesen. Im Interview mit Blue Ribbon Deutschland erzählen sie von ihrem Vater, der Ihnen ein Idol war, wie sie die Diagnose erhalten haben und dass sie auch schon in der Kindheit alle Entwicklungen gleichzeitig durchgemacht haben.

Blue Ribbon: Wie schön, dass ihr hier seid! Unsere erste Frage ist traditionell, auf welches Getränk dürfen wir euch einladen. Wir haben hier schon Cappuccino und Schorlen stehen.
Uli: Gestern war es wahnsinnig viel Weißwein. Aber das ist nicht immer so. Ich trinke gerne Apfelschorle und abends gerne mal einen Rotwein.

Blue Ribbon: Auch bei den heißen Temperaturen?
Uli: Ja, in Spanien trinkt man auch im Sommer Rotwein. Den muss man runter kühlen auf 15 Grad, dann ist das in Ordnung.

Blue Ribbon: Und du, Micha?
Micha: Mein Spitzname ist ja Schorle. Da hast du’s. Aber wir kommen ja aus Heidelberg, der Weingegend. Deswegen ist der Wein natürlich auch ein Lieblingsgetränk.

Die Roth Brüder im Gespräch

Uli Roth gründete zunächst eine Sport Management Agentur und vermittelt heute Künstler aller Art

Blue Ribbon: Genau, ihr kommt ja hier aus der Gegend. Und auf Mallorca hast du, Micha, deinen Zweitwohnsitz?
Micha: Ja, genau. Noch ist das unser Feriendomizil. Aber geplant ist es, im Rentenalter dort vielleicht mehr Zeit zu verbringen, als in Deutschland.

Blue Ribbon: Und du Uli, bist und bleibst in Heidelberg.
Uli: Nö, als Zwilling habe ich das gleiche Ziel. Wir haben uns da ein Stück weit einen Traum erfüllt - zwei Wohnungen, die unmittelbar baugleich nebeneinander liegen, Balkon an Balkon, zu kaufen. Das war unser Wunsch, dass wir irgendwann in noch höherem Alter, als wir es eh schon haben, da gemeinsam unsere letzten Tage verbringen (lacht). [...]

Blue Ribbon: Als ihr klein wart, was wolltet ihr da werden?
Micha: Also ich hab zwei Sachen gehabt. Habe ich mal einem Arzt erzählt, bei dem ich als Kind mal wegen einer Platzwunde war. Das hat zumindest mein Onkel erzählt. Er fragte: "Was willst du mal werden?" Da habe ich gesagt: „Entweder Bauer oder Nikolaus.“ Nikolaus, weil er nur einen Tag Arbeit hat. (lacht)

Blue Ribbon: Also nicht ganz geworden, was der ursprüngliche Wunsch war.
Uli: Ich habe eher sozial überlegt. Ich hätte mir auch einen Pflegeberuf vorstellen können. Aber wir haben in der Schule nicht so geglänzt. An Intelligenz hat es nicht gefehlt, aber die Faulheit hat die Intelligenz überflügelt. Und wir haben dann auch den Traum des Sports gelebt. Das Talent war da, auch vom Vater, und dann haben wir den Traum verwirklicht. Erstmal Jugendnationalspieler, Junioren A-Nationalspieler, Weltmeisterschaften, an der Olympiade teilzunehmen und Titel zu gewinnen. Das haben wir gemeinsam geschafft und das war unser Traum. [...]

Blue Ribbon: Habt ihr AlltagsheldInnen, oder jemanden nach dem ihr strebt?
Micha: Aktuell nicht mehr. Aber im Nachhinein muss ich sagen, dass unser Vater schon ein großes Vorbild war. Wenn man das auch in der Jugend vielleicht nicht so ganz erkennt. Aber als er vor 4 Jahren verstorben ist, wussten wir schon, was er für ein Hero war, der uns geprägt hat, charakterlich, ohne dabei jemals in den Vordergrund zu treten. Ein feiner und solider Mensch von dem wir viel mitgekriegt haben. Er war auch unser Berater, der immer viel Freiheit gelassen hat aber auch im richtigen Moment letztendlich die richtigen Sachen gesagt hat. Schade, dass man das in gewissen Altersstrukturen nicht so dankbar wahrnimmt und rüber bringt. Aber im Nachhinein haben wir das schon erkannt.

Blue Ribbon: Und du Uli? Stimmst du dem zu? Oder gibt es noch weitere Alltagshelden
Uli: Mit der Zeit lernen wir ja jede Menge ÄrztInnen kennen, die man auch gebraucht hat. Meine Frau und ich haben ein Herzkrankes Kind bekommen. Da lernt man dann doch Menschen kennen, denen man unglaublich dankbar ist, für das was sie können und das, wie sie sich bemühen. Das sind für mich die Helden.

Das Thema Pflegeberuf ist teilweise schon so abgedroschen. Aber ich finde schon, dass es Helden sind, wie sie sich kümmern, pflegen und einem das Leben erleichtern. Ich hatte auch eine schwierige Hüftgeschichte gehabt, brauchte eine künstliche Hüfte, die aber wieder raus musste. Und der, der geschafft hat, sie rauszuholen, ohne dass etwas verletzt wurde, sodass ich heute schmerzfrei bin, dem Menschen bin ich auch unheimlich dankbar. Das sind die Heldengeschichten. [...]

Blue Ribbon: Wie ist eure Prostatakrebs Diagnose erfolgt.
Uli: Wir waren immer schon beim Urologen und haben den Check-up immer gemacht. Durch unseren Vater und Michaels Schwiegervater. Das waren die ersten Signale. Wir haben aber auch früh erkannt, das der Urologe ja nicht nur der Prostataarzt ist sondern der dem Jugendarzt folgende Männerarzt. Eigentlich war der Urologe fast wie unser Hausarzt. Der deckt ja auch viele andere Sache ab, die man einfach braucht als Check-Up. Und dann hat mein Bruder eine Magen Darm Spiegelung gemacht hier in Würzburg, und da war es dann mehr oder weniger dann der Zufallsbefund.
Micha: Ich war immer in Würzburg, weil wir da einen Kardiologen hatten. Die ganze Handball Mannschaft wurde da immer kardiologisch untersucht und dann bin ich danach auch immer zu dem Urologen rein. Es ging immer ganz schnell zack zack und der hat den PSA Wert genommen. Und dann war ich dort wegen einer Margen Darm Spiegelung und dachte: ‚Dann gehe ich da auch noch schnell zum Bonfig rein.‘ und habe das Blut abnehmen lassen. Dann sagte er, als ich wiederkam: „Es gibt keine guten Nachrichten. Der PSA Wert ist in kurzer Zeit von 1,8 auf 4,1 gestiegen. Das ist kein gutes Zeichen. Da müssen wir am besten mal eine Biopsie machen."

Blue Ribbon: Und dann bist du auch direkt zum Testen gegangen, Uli?
Uli: Ich war im Januar desselben Jahres noch dort gewesen. Wir hatten immer eine leichte Erhöhung des PSA Wertes. Das war immer noch ok. Da war ich noch bei 1,2. Aber der Bonfig sagte dann zu meinem Bruder: „Dein Zwilling der muss auch gucken. Das kann schon sein, dass es auf Grund der Genetik so ist.“ Ich wusste also schon ich würde es kriegen. Ich wusste nur nicht, dass es so schnell geht. Also bin ich auch wieder zum Bluttest im Mai. Und dann war mein Wert auch bei 3,9. Ich habe seine ganze Entwicklung mitverfolgt und mitbegleitet und habe mich auch gleich mit informiert. Wir haben sehr viel Zeit gemeinsam verbracht und mir war klar, ich werde es auch haben. Ich habe dann noch 2-3 Nachfolgeuntersuchungen gemacht bis ich dann zur Biopsie bin. Dann war klar, ich hab es auch.

Blue Ribbon: Gibt es da Studien zu, dass bei Zwillingen da der direkte Schluss gezogen werden kann?
Micha: In unserem Fall haben wir unsere Prostata jeweils der Wissenschaft zur Verfügung gestellt. Unser Fall ist ja fast schon der Beleg dafür. Wir haben auch alle Kinderkrankheiten gleichzeitig gehabt. Aber gut, da ist es ja auch so, dass wir ein gemeinsames Zimmer hatten. Aber auch die Milchzähne sind uns fast am gleichen Tag ausgefallen. Das sind schon auffällige Dinge. Aber dass wir zusammen Prostatakrebs haben, war dann schon seltsam.

Micha verfolgt weiter seine Leidenschaft als Handballtrainer

Wenn Sie weiterlesen möchten und neben weiteren Details zur Erkrankung auch noch erfahren möchten, wie die Zwillinge in jungen Jahren die Schule aufgemischt haben, dann lesen Sie hier das vollständige Interview.

Weitere spannende Interviewpartner, wie TV Entertainer Harry Wijnvoord, Unternehmer und LGBTQIA Vertreter Lars Tönsfeuerborn und viele mehr, finden Sie hier.