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Prostatakrebs-Früherkennung ohne Tastuntersuchung

Was viele nicht wissen: Die Tastuntersuchung ist in der S3 Patientenleitlinie nicht mehr für die Früherkennung von Prostatakrebs empfohlen. Anders als zum Beispiel Hodenkrebs oder Brustkrebs ist Prostatakrebs nicht gut zu ertasten. Nicht von einem selbst und nach aktuellen Erkenntnissen auch meist nicht durch einen Arzt oder eine Ärztin.

Außerdem wichtig: Symptome zeigen sich oft erst, wenn das Prostatakarzinom bereits fortgeschritten ist.

Also was tun? Die aktuelle Empfehlung der Fachgesellschaft ist: PSA-Wert Bestimmung durch Blutabnahme im Alter von 45-50 Jahren und danach mit dem Fachpersonal das persönliche Prostatakrebsrisiko sowie das weitere Vorgehen besprechen. Risikoadaptiert und auf den einzelnen Mann abgestimmt.

Durch die Früherkennungsuntersuchung ist es möglich, einen bösartigen Prostatakrebs rechtzeitig zu erkennen. Gleichzeitig können zum Diagnosezeitpunkt noch ungefährliche Tumore identifiziert und engmaschig beobachtet werden. Bei besonders günstigen PSA-Werten, kann das persönliche Krebsrisiko sogar so genau bestimmt werden, dass mehrere Jahre bis zur nächsten Untersuchung vergehen können.

Früherkennung ohne Finger im Po

Die "kleine Hafenrundfahrt" könnte bald für viele Männer entfallen.

Hintergrundwissen zur Untersuchung

  • Eine Tastuntersuchung ist laut aktueller Datenlage nicht zur Früherkennung bei jüngeren Männern geeignet (Quelle u.A.: PROBASE Studie).
  • Eine auf das persönliche Prostatakrebsrisiko adaptierte Beobachtung des PSA-Wertes ab 45-50 Jahren ist empfohlen. Weiterhin wird in den Fachkreisen, der Fachgesellschaft und Politik diskutiert, wie eine langfristige Umsetzung im Gesundheitssystem erfolgen kann.
  • Die Bestimmung des PSA-Wertes muss von gesetzlich versicherten Männern aktuell noch selber gezahlt werden. Die Kosten liegen bei rund 25€.
  • Auch ältere Männer können diese Untersuchung wahrnehmen. Die Ergebnisse können aber auf Grund altersbedingt erhöhtem PSA-Spiegel schwieriger zu interpretieren sein und weitere Untersuchungen zur Abklärung mit sich ziehen.
  • Der PSA-Wert gibt kein positiv/negativ Ergebnis. Auf einen auffälligen PSA-Wert hin folgen weitere Untersuchungen zur Abklärung. 
  • Ein erhöhter PSA-Wert kann verschiedene Ursachen haben und bedeutet nicht gleich, dass ein Prostatakarzinom vorliegt!

Was sagt der PSA-Wert im Blut aus?

Der PSA-Wert misst per Blutabnahma am Arm das Prostataspezifische Antigen im Blut. Dieses wird in der Prostata hergestellt und ist ein Protein, also ein Eiweiß. Eine gesunde Prostata ist in etwa so groß wie eine Walnuss. Mit 45 Jahren ist ein guter Zeitpunkt, um sich eine Art Ausgangswert durch die PSA-Wert Bestimmung zu schaffen. Mit diesem kann man in Zukunft alle weiteren Werte vergleichen. Später wächst die Prostata altersbedingt und produziert so auch etwas mehr PSA. Daher ist die Beobachtung der Verlaufskurve über die Jahre sehr aussagekräftig was die Gesundheit der Prostata angeht.

Laut Patientenleitlinie und basierend auf der PROBASE Studie des dkfz könnte ein Mann im Alter von 45-50 Jahren ohne gesundheitliche Vorbelastung bei einem Wert von ≤1,5ng/ml zukünftig erst in fünf Jahren zur nächsten Untersuchung kommen. Zwischen 1,5 und 2,99ng/ml wird ein Intervall von zwei Jahren zur Kontrolle empfohlen und bei ≥3ng/ml sollte die weitere Diagnostik starten. Dabei wird der PSA-Wert kurzfristig erneut geprüft. Liegt er immernoch über diesem Schwellenwert werden weitere Untersuchungen fällig, wie MRT und zuletzt eine Biopsie, also Gewebeprobe. Bei familiärer Vorbelastung sollte der Wert kritischer und frühzeitiger beobachtet werden. 

Unsere Informationen ersetzen nicht das ärztliche Beratungsgespräch. Bitte nutzt sie als Diskussionsgrundlage im Gespräch mit eurem Arzt oder eurer Ärztin. Die Werte und daraus resultierenden Entscheidungen können so von euch gemeinsam mit dem Praxisteam diskutiert werden. Oft hängen sie stark von der persönlichen gesundheitlichen Situation ab.

Im Interview zur PROBASE Studie und dem PSA-Wert

Ab 45 zur Vorsorge... ääähh Früherkennung

Vielfach liest man von Vorsorgeuntersuchungen. Der Begriff Vorsorge erweckt den Eindruck, dass ein Krebs durch die Untersuchung verhindert werden kann. Keine Untersuchung kann das. Tatsächlich handelt es sich um eine Früherkennungsuntersuchung. Vorsorge, im Sinne von Prävention, hingegen ist bei Krebs nur bedingt möglich. Dennoch kann durch regelmäßige Bewegung und ausgewogene Ernährung nachweislich das allgemeine Krebsrisiko um bis zu 30% reduziert werden. Dies variiert je nach Krebsart und wird bei einem Überblick von 52 Studien z.B. bei Darmkrebs auf im Durchschnitt 24% und bei Prostatakrebs auf 10-20% geschätzt. (Quelle: Nationales Zentrum für Tumorerkrankungen Heidelberg)

Früh erkannt, sind die Heilungschancen bei lokal begrenztem Prostatakrebs gut. Behandlungsmöglichkeiten können in der frühen Phase deutlich besser auf die Individualsituation des Betroffenen abgestimmt werden und so die Lebensqualität der Betroffenen verbessert werden.

Verwirrend im aktuellen Gesundheitssystem ist: Die Tastuntersuchung wird von den gesetzlichen Krankenkassen für Männer ab 45 Jahren jährlich übernommen. Der PSA-Wert ist aber die empfohlene Untersuchung und ist eine IGeL, also Individuelle GesundheitsLeistung, die selbst gezahlt werden muss. Die Wissenschaft, Politik und viele Lobbygruppen forschen und diskutieren seit Jahren über gezielte und sinnvolle Lösungen. Wichtig dabei zu verstehen ist, dass durch das Tasten in den seltensten Fällen Prostatakrebs im frühen Stadium gefunden wird. Andere Erkrankungen könnten aber weiterhin von der Tastuntersuchung profitieren. Zum Beispiel das Analkarzinom oder Hämorrhoiden. Eine komplette Abschaffung der Untersuchung wird daher weiter kritisch diskutiert. Außerdem ist noch in Diskussion und auch in wissenschaftlicher Erprobung, wie ein PSA-Screening Kosten- und Nutzengerecht im Gesundheitssystem integriert werden kann.

Die jährlich angebotene Früherkennungsuntersuchung umfasst in der Regel

  • ein Beratungsgespräch zum allgemeinen Gesundheitszustand und Familienhistorie (Anamnese)
  • die Inspektion und das Abtasten des äußeren Genitals (z.B. zur Erkennung von Hodenkrebs)
  • eine Tastuntersuchung der Prostata vom Enddarm aus ist seit 2. Juli 2025 in der S3 Patientenleitlinie nicht mehr als Methode zur Früherkennung von Prostatakrebs empfohlen, da Prostatakrebs im frühen Stadium so nur in Ausnahmefällen korrekt ertastet wird
  • eine Tastuntersuchung der Lymphknoten in dieser Körperregion (identifiziert weitere Anzeichen von Erkrankungen)
  • NEU: Empfohlen wird die PSA-Wert Bestimmung im Blut zur frühen Erkennung von Prostatakrebs (Individuelle Gesundheitsleistung IGeL)

Wichtig ist: Auf Augenhöhe mit dem Arzt oder der Ärztin über dein individuelles Vorgehen sprechen. Lies dir gerne auch unser ExpertInnen Wissen durch.

Männer mit familiärer Vorbelastung sollten sich schon früher medizinisch beraten lassen, ab wann für sie eine Untersuchung relevant wird. In der Regel wird es dann bereits ab 35 Jahren empfohlen, Früherkennung zu betreiben.

UND!
Neben der Aufgabe der Früherkennung des PSA-Wertes, also der Bestimmung des Anteils an ProstataSpezifischem Antigen im Blut, ist es aus einem zweiten Grund sinnvoll, diesen Blutwert im Alter von rund 45 Jahren zu bestimmen. Ein in diesem Alter gemessener PSA-Wert erzeugt eine Art Ausgangswert, mit dem zukünftige PSA-Werte verglichen werden können. Das hilft in höherem Alter, eine valide Einschätzung höherer Werte vornehmen zu können. Denn: die Prostata wächst im Alter ganz natürlich an und produziert dann auch mehr PSA. Erhöht sich der Wert über die Jahre also gleichmäßig und in verhältnismäßig geringem Rahmen, ist dies ein ganz natürlicher und gesunder Prozess. Stellt man aber irgendwann fest, dass ein Wert außergewöhnlich schnell gestiegen ist, sollten weitere Untersuchungen diesen Verdachtsmoment abklären. Z.B. die Wiederholung der PSA-Wert Bestimmung nach einigen Wochen. Bei weiterhin erhöhtem Wert folgt dann eine MRT-Untersuchung und zuletzt eine Biopsie.

Ein erhöhter PSA-Wert kann durch verschiedene Ursachen entstehen. Es ist nicht ausschließlich ein Marker für Prostatakrebs. Es kann sich zum Beispiel auch um eine Entzündung der Prostata oder um eine stark gewachsene Prostata handeln. Außerdem ist es möglich, dass äußere Einflüsse die Produktion des PSA angeregt haben. Fahrradfahren oder sexuelle Aktivität kann hier zum Beispiel Auslöser sein. Daher ist es sicher kein schlechter Rat vor einer Untersuchung eine Weile keinen Geschlechtsverkehr zu haben und auch keine längeren Radtouren am Tag zuvor gemacht zu haben.

Männer über 50/55 Jahre

Wenn du schon älter bist und bislang noch keinen PSA-Wert hast bestimmen lassen, gilt trotzdem auch für dich: ein niedriger Wert ist ein positives Signal für eine gesunde Prostata. Mit dem Alter wächst die Prostata allerdings und schüttet auch mehr PSA aus, sodass es in höherem Alter öfter vorkommt, dass ein PSA-Wert erhöht ist, ohne dass eine krankhafte Veränderung der Prostata vorliegt. Folgeuntersuchungen sind dann häufiger notwendig, als bei der jüngeren Männergruppe. Diese sollen den erhöhten Wert dann abklären. Folgeuntersuchungen können z.B. sein: MRT, Ultraschall, Biopsie.

Daher die Empfehlung: Wer noch keinen Basis PSA-Wert hat bestimmen lassen, sollte dies zeitnah nachholen, um überflüssige Verdachtsmomente und Folgeuntersuchungen im Alter zu vermeiden.

Die häufigste Krebsart beim Mann

Prostatakrebs ist die häufigste Krebsart beim Mann. Tatsächlich gibt es Reihenuntersuchungen aus den 70-er Jahren, die bei Verstorbenen durchgeführt wurden. Hierbei wurden bei etwa 30 von 100 Männern über 50 Jahren und bei etwa 70 von 100 Männern über 80 Jahren kleine Krebsknoten festgestellt. Die Männer haben nie etwas von ihrem Krebsleiden gewusst und sind an anderen Todesursachen gestorben. Soll sagen: ein positiver Befund ist noch lange kein Todesurteil. Rund 89% der Erkrankten überleben Prostatakrebs, bezogen auf 10 Jahre. (RKI 2024) Es gibt gerade im frühen Stadium gute Behandlungsmöglichkeiten. Außerdem ist es, insbesondere wenn der Befund erst in sehr hohem Alter auftritt, gut möglich, dass andere altersbedingte Leiden zum Tod führen und der Prostatakrebs dabei keine Rolle spielt.

Bitte beachte auch, dass mit dem Alter unterschiedliche Prostataerkrankungen statistisch zunehmen. Diese müssen nicht zwingend bösartig sein. Es gibt eine Reihe von Gründen, die zu einer Prostatavergrößerung führen, ohne dass es sich hierbei um einen bösartigen Tumor handelt. Aber auch bei einer bösartigen Erkrankung muss gut geprüft werden, ob und welche weiteren Schritte sinnvoll sind.

Gleichzeitig führt das Bekanntwerden einer Krebserkrankung beim Betroffenen häufig dazu, alles Machbare zu versuchen, um die Krankheit zu heilen, obwohl auch eine engmaschige und aktive Überwachung unter bestimmten Voraussetzungen eine ernstzunehmende Alternative sein kann: die Active Surveillance. Hierbei spielen verschiedene Faktoren eine Rolle: die Aggressivität des Tumors, die Größe des Tumors und der PSA-Wert. Durch die regelmäßige Kontrolle dieser Parameter und mit Hilfe einer speziellen MRT Bildgebung kann eine Therapie, die durchaus Nebenwirkungen mit sich bringen kann, in vielen Fällen hinausgezögert werden. Dies ist in Absprache mit dem behandelnden ÄrztInnen Team zu entscheiden. Mehr Informationen findet man in unseren Fakten. Wissenschaftliche Artikel zum Thema Prostatakrebs-Früherkennung, Prävention und Behandlung im frühen Stadium haben wir im Bereich Veröffentlichungen zusammen gefasst.

Rasenmähen gegen Krebs

Vorsorge ist Prävention: 6 Tipps dazu findest du hier