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Vorsorge oder Früherkennung?

Vielfach liest man von Vorsorgeuntersuchungen. Der Begriff Vorsorge erweckt leicht den Eindruck, dass ein Krebs durch die Untersuchung verhindert werden kann. Keine Untersuchung kann das. Tatsächlich handelt es sich um eine Früherkennungsuntersuchung. Die frühe Erkennung von Prostatakrebs kann schonendere Therapieverfahren ermöglichen und bessere Behandlungschancen generieren. Auch die Aktive Überwachung, zunächst ohne konkrete Therapie des Tumors, kann in bestimmten Fällen eine Option sein.

Vorsorge, im Sinne von Prävention, hingegen ist bei Krebs nur bedingt möglich. Aber es ist möglich. Denn nachweislich kann durch regelmäßige Bewegung und ausgewogene Ernährung das allgemeine Krebsrisiko um bis zu 30% reduziert werden. Dies variiert je nach Krebsart und wird bei einem Überblick von 52 Studien z.B. bei Darmkrebs mit im Durchschnitt 24% und bei Prostatakrebs auf 10-20% geschätzt. (Quelle: Nationales Zentrum für Tumorerkrankungen Heidelberg)

Der eigenen Gesundheit Priorität einräumen. Und das im hektischen Alltag. Das klappt immernoch zu selten!

Der Besuch in der ärztlichen Praxis ist informativ und legt den Grundstein für einen vertrauensvollen Umgang zwischen Arzt/Ärztin und Patient.

Der Besuch in der ärztlichen Praxis

Folgende Punkte können eine Hilfestellung bei der Entscheidung zur ärztlichen Untersuchung bieten.

  • Bessere Heilungschancen bei lokal begrenztem Prostatakrebs im Gegensatz zu fortgeschrittenen Krankheitsbildern
  • Behandlungsmöglichkeiten können in der frühen Phase deutlich besser auf die Individualsituation des Betroffenen abgestimmt werden
  • Bessere Lebensqualität durch mehr Optionen in der Therapieauswahl
  • Einzelne Untersuchungen für sich (z.B. PSA Test oder Tastuntersuchung) liefern oft noch kein eindeutiges Ergebnis
  • Belastende Verdachtsmomente können entstehen, die sich später als unbegründet herausstellen
  • Eine Überversorgung ist viel diskutiert bei der Behandlung von Prostatakrebs. Ein sensibes individuelles Herangehen ist wichtig und abhängig vom guten und vertrauensvollen Verhältnis zu den behandelnden Ärzt:innen

 

Spätestens ab 45 zur Früherkennungsuntersuchung

Die Früherkennung von Prostatakrebs ist für Männer ab einem Alter von 45 Jahren im Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenversicherungen enthalten. Die jährlich angebotene Untersuchung umfasst:

  • ein Beratungsgespräch zur allgemeinen gesundheitlichen Situation
  • die Inspektion und das Abtasten des äußeren Genitals
  • eine Tastuntersuchung der Prostata vom Enddarm aus (Digital Rektale Untersuchung, (DRU))
  • eine Tastuntersuchung der Lymphknoten in dieser Körperregion

Es gibt weitere Untersuchungsmöglichkeiten, die allerdings, ohne Verdachtsmoment, nicht im Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen enthalten sind. Zum Beispiel der PSA-Test (Prostata-spezifische-Antigen-Test), welcher durch Blutabnahme erfolgt, sowie verschiedene bildgebende Verfahren. Details dazu finden Sie in unseren "Fakten". Außerdem raten wir an, bei Zweifeln oder Unklarheiten das Gespräch mit Arzt oder Ärztin aufzunehmen. Der Gang in die ärztliche Praxis ist nicht zwangsläufig mit körperlichen Untersuchungen verbunden, wenn es Ihr Wunsch ist, zunächst nur das Gespräch zu suchen.

Prostatakrebs ist die häufigste Krebsart beim Mann. Tatsächlich gibt es Reihenuntersuchungen aus den 70er Jahren, die bei Verstorbenen durchgeführt wurden. Hierbei wurden bei etwa 30 von 100 Männern über 50 Jahren und bei etwa 70 von 100 Männern über 80 Jahren kleine Krebsknoten festgestellt. Die Männer hatten nie etwas von ihrem Krebsleiden gewusst und sind an anderen Todesursachen gestorben. Soll sagen: ein positiver Befund ist noch lange kein Todesurteil. Rund 88% der Erkrankten überleben Prostatakrebs, bezogen auf 10 Jahre. (RKI 2021) Insbesondere, wenn der Befund erst im sehr hohen Alter auftritt, ist es gut möglich, dass andere altersbedingte Leiden zum Tod führen und der Prostatakrebs dabei keine Rolle spielt.

Bitte beachten Sie auch, dass die steigende Lebenserwartung ebenfalls dazu führt, dass unterschiedliche Prostataerkrankungen statistisch zunehmen. Diese müssen nicht zwingend bösartig sein - es gibt eine Reihe von Möglichkeiten, die zu einer Prostatavergrößerung führen, ohne dass es sich hierbei um einen bösartigen Tumor handelt. Aber auch bei einer bösartigen Erkrankung muss gut geprüft werden, ob und wenn ja welche weiteren Schritte sinnvoll sind.

Gleichzeitig führt das Bekanntwerden einer Krebserkrankung beim Betroffenen häufig dazu, alles Machbare zu versuchen um die Krankheit zu heilen, obwohl ein geführtes Zuwarten unter bestimmten Voraussetzungen eine ernstzunehmende Alternative sein kann: die aktive Überwachung. Im englischen Sprachraum eine als „Watchful Waiting“ oder "Active Surveilance" anerkannte Behandlungsstrategie. Mit zunehmendem Alter verlangsamt sich die Zellteilung. Im Falle einer Krebserkrankung ist dies von Vorteil, da der Krebs deutlich langsamer wächst. Für diese "active Surveilance" Strategie wird insbesondere das Alter und die Lebenserwartung des Patienten einbezogen. Die ärztliche Beratung vor einer solchen Entscheidung ist besonders wichtig! Auch ein wenig bis schwach ausgeprägter und damit nicht zwingend behandlungsbedüftiger Prostatakrebs verharrt nicht auf ewig in diesem Stadium. Eine engmaschige Kontrolle ist in jedem Fall angezeigt!